Der Vorabend der portugiesischen Nelkenrevolution, mit der die Armee die Salazar-Diktatur unblutig beendet:
Gegen 22.45 Uhr am 24. April 1974 sendet Rádio Clube Português „E Depois Do Adeus“ („Nach dem Abschied“).
Das Lied von Paulo de Carvalho ist ein erstes verschlüsseltes Signal für die aufständischen Truppen. Keine zwei Stunden später, um ca. 0.30 Uhr, sendet Rádio Renascença den Protestsong, der als Auslöser der Revolution in die Geschichte eingeht: „Grândola, Vila Morena“ („Grandola, braungebrannte Stadt“). Ein Radiosprecher liest die erste Strophe des von der Diktatur verbotenen Liedes vor, im Anschluss erklingt die Version des antifaschistischen Sängers Zeca Afonso: ein Signal, dessen Aufrufcharakter für die Radiohörer deutlich erkennbar ist – nur ist noch nicht jedem klar, auf was genau der Appell abzielt.
Für die militärischen Einheiten jedoch, die sich zur ‚Bewegung der Streitkräfte’ bekennen, stellen die Verse das vereinbarte Zeichen zum bewaffneten Aufstand dar. Am Morgen kommt ein Nachbar herüber und sagt: „Wir schicken die Kinder heute nicht in die Schule, es ist Revolution!“ Knapp 18 Stunden nach Ausstrahlung des Revolutionsliedes ist Europas älteste Diktatur gestürzt.
Katharina Franck verbindet O-Töne aus der Radioreportage O Dia 25 De Abril – Tagebuch der Revolution von Pedro Laranjeira und eigene Erinnerungstexte zu einem Cut-Up zwischen Revolution und Stillstand.
Sprecher: Mathias Mauersberger, Katharina Franck