Der Titel von Katharina Francks erstem Solo-Album als Sängerin und Songwriter ist ein sehr kurzes Gedicht, das in etwa so übersetzen werden kann: Erste Aufnahme, Zweite Haut. Das Album wurde zwischen Oktober 2004 und Februar 2005 in Berlin, Hamburg und im spanischen Dénia aufgenommen.
Für KF hat diese Solo-Release im Songwriter-Genre eine besondere Bedeutung. Zum ersten Mal, nachdem das RAINBIRDS-Trio Haage/Franck/Lorenz getrennte Wege geht, begibt sich KF wieder mit ihren in Englisch gesungenen Songs ins Studio. Ihre Co-Produzenten Udo Arndt und Peter Weihe coachen die Songwriterin während der Vorproduktion in Berlin aus der Ferne. In Weihes Studio in Norderstedt setzen sie die Produktion am Album später zu dritt fort. Während Arndt anschließend in Dénia die ersten Mixe vorbereitet, schickt KF ihm die backing vocals der Vivian Girls, die sie zuhause mit Garage Band aufnimmt.
Erst im Februar 2006 wird First Take Second Skin veröffentlicht. Es war dann doch alles andere als einfach ein Label oder eine Plattenfirma von diesem Album zu überzeugen. Auszüge aus dem Info zum Album Wer ihre Texte über Marrakesch liest, wo KF sich in der Zwischenzeit für eine Weile aufhält und wo sie auch den Song „Ligeia!“ für den Edgar Allan Poe-Sampler schreibt, bekommt eine Ahnung davon, was sich möglicherweise hinter den technischen Angaben auf einem Plattencover noch so verbirgt.
First Take Second Skin is KFs first solo release as singer and songwriter. The album was completed between Oktober 2004 and February 2005 in Berlin, Hamburg and in Dénia, Spain. Produced by Katharina Franck and Udo Arndt. Co-produced by Peter Weihe for The Deborah Kadinsky Music Group 2005/2006. First released by Skycap Records in February 17, 2006.
Pre-production recorded and enginered by Don Schneider. With Toby Damnit – drums, Hannes Hüfken – bass, KF – vocals and acoustic guitars, Michael Merkelbach – trumpet. Overdub session recorded and enginered by Udo Arndt and Peter Weihe – electric guitars and dobro. The Vivian Girls – backing vocals, recorded by KF. Mixed and mastered by Udo Arndt.
Auszüge aus dem Info von Wolf Kampmann zum Album First Take Second Skin:
„This is me!“ Mit diesem unmissverständlichen Bekenntnis zu sich selbst beginnt das neue Album von Katharina Franck. Diese, fuer ein Pop-Album unkonventionelle Begrüßung bestätigt, was bereits der Titel verheißt. Bei diesem Album handelt es sich nicht einfach nur um eine nette Sammlung neuer Songperlen von einer der feinsinnigsten und doppelbödigsten Songwriterinnen Deutschlands, sondern um ein subtiles Selbstportraet in dreizehn Sequenzen.
Sicher verbirgt sich hinter jedem ehrlich gemeinten Kunstwerk ein persönliches Statement, und hinter der Fassade jedes Künstlers kommt eine zweite Haut zum Vorschein, doch dass ein Musiker oder Sänger dem Hörer sein Selbstporträt derart offen und schonungslos um die Ohren haut, ist eher die Ausnahme. Für Katharina Franck ist diese Art, an den Hörer heranzutreten jedoch nichts Besonderes. „Seit ich angefangen habe, Musik zu machen und wusste, dass ich mein Leben mit Musik verbringen will, musste ich immer sagen, wer ich bin. Auch um mich selbst zu positionieren in der Welt. Wenn ich auf meinen Weg zurückblicke, folgte ich immer demselben Antrieb. Als Künstler habe ich ja die Möglichkeit, aus allen Eindrücken, die auf mich einströmen, meine eigene Welt zu mixen. Aber mit diesem Mix von Bildern und Alternativbildern möchte ich die Menschen erreichen.“
„Das sind verschiedene Bruchstücke von mir in bestimmten Lebenssituationen. Es kann passieren, dass ich beim Schreiben eines Songs plötzlich fürchterlich aufgewühlt bin, weil ich merke, dass die gleiche Situation vor vielen Jahren genau so passiert ist. Die Atmosphäre und das Gefühl waren ganz ähnlich. So kommen beim Schreiben in der Dunkelheit manchmal Sachen ans Licht, die tief in der Vergangenheit lauern oder sogar Dinge, die schon gegenwärtig sind, obwohl man sie noch gar nicht sieht. Jeder dieser 13 Songs hat etwas mit mir zu tun. Gemeinsam ergeben sie ein Bild, das aber noch nicht komplett ist.“
Ein Bild ist natürlich nie komplett und wäre es komplett, wäre es ja auch ganz uninteressant, denn dann hätte man nichts mehr, woran man sich festbeißen kann. Dann wäre alles gesagt. Auf den bewussten Ausschnitt kommt es an. Katharina sagt vieles, das unerwartete Energien freisetzt. Sie stellt viele Behauptungen auf, mit denen sie das exakte Gegenteil dessen lostritt, was sie zu sagen vorgibt. In der Ballade „Faithful Friend“ zum Beispiel löst ihr leidenschaftliches Bekenntnis zur Freiheit vielmehr Beklemmung aus, sowie man sich näher auf den Text einlässt. Das muss man aber nicht. Man kann sich auch ganz der Schönheit der Melodien und der Leichtigkeit ihres Vortrags hingeben.
Zu den großen Ueberraschungen ihres Albums gehören die beiden Coverversionen des Albums. Neben „Good Til Now“ von Gillian Welch und David Rawlings sticht vor allem Jimi Hendrix‘ „Manic Depression“ aus dem Album heraus, ein Stück, das im Original wie in zahlreichen Coverversionen zu den Bollwerken des maskulinen Selbstbekenntnisses in der Rockgeschichte gehört. Doch Katharina Franck spaltet den Song von innen her auf. Entgegen allem, was der Titel vermuten ließe, gerät ihr „Manic Depression“ fast zum leichtesten Song des Albums. „Ich schreibe sicher nicht jeden Tag einen Song. Manchmal gehen mir die Lieder ganz leicht aus der Feder, aber dann gibt es Phasen, in denen ich mich nur mit Bruchstücken begnügen muss. In diesen Phasen habe ich leicht das Gefühl, den Kontakt zu allem, was ich tue, zu verlieren. „Manic Depression“ ist der Song, der fuer mich diese Sehnsucht, immer im Kontakt mit seinem künstlerischen Wesen zu sein, ausdrückt.”
„First Take Second Skin“ wirkt wie ein Monolith in der deutschen Pop-Landschaft, weil Katharina Franck damit ganz unterschiedliche, ja fast gegensätzliche Anforderungen an ein Album bedient. Man kann diese CD in den Player legen, eine angenehme Stunde damit verbringen und beschwingt sein Tag- oder Nachtwerk fortsetzen oder die CD einfach noch mal hören. Oder aber man geht mit Katharina Franck auf eine Reise, durchdringt die transparenten Sphären ihrer Songs und findet sich mitten in einer Geschichte wieder, die einen nicht so schnell loslässt.